Beim Filmdreh, beim Theater, in der Uni – überall gibt es die Tradition des Bergfests. Wenn die Hälfte eines Projekts um ist, dann wird gefeiert! Dahinter liegt die Vorstellung, dass die Zeit wie ein Berg verläuft: Die erste Hälfte muss mühsam erklettert werden, jeder Schritt ist anstrengend, die Zeit zieht sich – aber wenn man auf der Spitze angekommen ist, dann „Hurra!“, denn ab jetzt geht es immer schneller! Wir Berliner Gruppensprecher_innen und alle anderen FÖJler_innen sind jetzt an der Bergspitze angekommen: ES IST HALBZEIT IM FÖJ!
Ein halbes Jahr, das sind sechs Monate, rund 180 Tage, 4320 Stunden, 259.200 Minuten! So lange soll es her sein, dass ich mich klopfenden Herzens dem ersten Arbeitstag in meiner Einsatzstelle gestellt habe? Ein halbes Jahr, seit ich zur ersten Seminarfahrt gefahren und dort zur Gruppensprecherin gewählt worden bin? Ein halbes Jahr, seit ich in der schönen Projekt- und Begegnungsstätte der VJF in Grünau, die verrückte Truppe von Berliner Gruppensprecher_innen kennengelernt habe, seit wir große Reden geschwungen haben, was wir alles verändern wollen?
Die frisch gewählten Berliner FÖJ-Gruppensprecher_innen im September 2013
Eigentlich kommt es mir sogar noch länger vor – schließlich heißt das ja: erst ein halbes Jahr außerhalb der Schule – ein halbes Jahr, seit das selbstbestimmte Leben begonnen hat und das bisschen Geld, das zu jedem Monatsende auf meinem Konto erscheint, tatsächlich alles selbstverdient ist. Es ist so viel passiert in diesem halben Jahr: eine ganz neue Welt hat sich aufgeschlossen. Und wir Sprecher? Wir haben uns so oft getroffen, so viel diskutiert, so viel geplant, haben ein Kollektives Drachensteigen veranstaltet, eine FÖJler-Party organisiert, haben die Aktionstage geplant, gebloggt, demonstriert und gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet…
Was denken die anderen Gruppensprecher_innen über die erste Hälfte des FÖJ? Lest selbst!
Wenn ich zurückblicke, dann scheint das viel, aber sobald ich an die zweite Hälfte meines FÖJs denke, kommt es mir mit einem Mal alles viel zu kurz vor – denn jetzt kommt ja die schnelle Hälfte des FÖJ, der Abstieg vom Berg, alles geht einfacher, wir sind eingearbeitet, die Zeit macht sich selbstständig und vergeht viel zu schnell. Das macht mir ein bisschen Angst.
Aber dann stelle ich mir vor, wie es ist, wenn ich unten angelangt bin: Ich gucke zurück und sehe den Berg, den wir bestiegen haben – was wir geschafft haben, welche Aktionen wir gemacht haben, wofür wir uns eingesetzt haben und was wir dabei gewonnen haben: an Erfahrungen, an Wissen, an persönlicher Entwicklung und an Freundschaften. Und dann freue ich mich auf die zweite Hälfte des FÖJs genauso wie auf die erste: Es gibt noch so viel zu tun! Und für die Zeit danach? Da fallen mir noch so einige Berge ein, die ich auch gern mal besteigen will!